Liebste Walli,
Gefühle sind das wichtigste, was wir Menschen haben. Manchmal fügen sie uns Freude, aber auch Schmerzen zu, besonders dann, wenn ein geliebter Mensch durch den Tod von uns gegangen ist. Von einem geliebten Menschen, wie Dich, für immer Abschied nehmen zu müssen, gehört zu den schmerzlichsten Erfahrungen in meinem Leben.
Vom Verstand habe ich es erfasst, dass das Leben nicht unendlich ist, aber vom Gefühl her begreife ich es nicht, dass Du nicht mehr lebst.
Morgens, wenn ich aufwache, ist das Bett neben mir leer und mir fehlen unsere täglichen Gespräche.
Jeden Tag haben wir mit einem „Guten Morgen“ und einem Kuss begrüßt - die Frage: “Wie hast Du geschlafen?“ und „Wie fühlst Du Dich gesundheitlich?“ gehörten dazu. Nach dem Frühstück machten wir dann die Zeitungsschau; Du das Lokalblatt und ich das Deckblatt der OZ - anschließend die Diskussion über das gelesene.
All das ist nicht mehr; Du fehlst mir in allen Lebenslagen. Doch zurzeit ändert sich etwas in meinem Leben. Warst Du nach Deinem Tod anfangs für mich wie unerreichbar, so bist Du heute, seit einiger Zeit ständig an meiner Seite. Du bist am Tage bei mir und in der Nacht in meinen Träumen und somit immer in meinem Herzen.
Stets hilfst Du mir mit Rat und gibst mir dadurch Unterstützung, wenn ich mal nicht weiter weiß.
Alles im Leben mache ich so, wie Du es gemacht hast. Ich glaube, wenn es nicht so wäre, wäre das Leben für mich unerträglich.
Wir hatten immer nur einen Wunsch – trotz unserer Krankheit noch lange gemeinsam, miteinander zu leben. Füreinander da zu sein, war immer unser Ziel und wäre für uns ein großes Glück gewesen. Aber es hat nicht sollen sein. Das Schicksal hat anders für uns entschieden.
Ein Wunsch für Dich war, als Erste zu gehen. Oft hast du gesagt: „Schatzi ohne Dich kann ich nicht leben“. Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Sorgen hast Du Dich aber um mich gemacht. Immer wieder hast Du die Frage aufgeworfen: „Was wird aus Dir und wie wird es Dir gehen?“. Ich habe versucht, Dir diese Gedanken zu zerstreuen. Heute weiß ich, dass es trotz Familie, Freunde und Bekannte nicht leicht ist, allein zu leben.
Eins weiß ich: wir haben uns in unserem langen, gemeinsamen Leben nichts vorzuwerfen, noch zu verzeihen. Wir haben so gelebt, wie wir es für richtig hielten. Es war ein liebevolles und erfülltes Leben – dafür danke ich Dir.
Deine Ruhestätte wird stets gepflegt sein – ich habe es versprochen und werde es auch halten.
Ich hoffe, Du schläfst ruhig und zufrieden, ich küsse Dich ganz sanft.
Dein Dich immer liebender Norbert
